DIE HOHE MESSE IN H-MOLL
Vielleicht hatte sich der Bach-Sohn Emanuel auch geirrt, als er die 1786 in Hamburg von ihm in Teilen erstmals aufgeführte Messe in h-Moll als die „große catholische Messe“ aus dem Nachlass seines Vaters bezeichnete. In seinem letzten Werk, seiner gigantischen Hohen Messe, erkennen wir heute eher ein Modell Bachs für eine überkonfessionelle Art, Kirchenmusik zu schreiben. Er hatte sie 1748/49 aus einer 1733 für Dresden komponierten Missa brevis, aus früheren, seit 1714 entstandenen Kantatensätzen, die ihm noch gut in Erinnerung und am liebsten waren, sowie aus einem 1724 für Weihnachten komponierten Sanctus zusammengesetzt.
Allein in dem Herzstück der Messe, dem Credo, vereinigt Bach altkirchliche Hymnen, protestantische Choräle, italienisch konzertierenden Stil, zeitgenössische Tanzrhythmen mit komplexen kontrapunktischen Kunststücken wie intrikaten Fugen. Er stellt sie unmittelbar nebeneinander, um zu zeigen, dass sie sich alle unter seiner weitsichtigen und behutsamen polyphonen Stimmführung in ein universalsprachliches musikalisches Kunstwerk integrieren lassen.
Die h-Moll-Messe Bachs ist erst in den 1890er Jahren erstmals komplett aufgeführt worden, berühmt und sagenumwoben war sie aber schon früher. Hinter verschlossenen Türen oder halböffentlich gesungen wurde sie besonders in Berlin, wo Karl Friedrich Zelter in den 1820er Jahren einzelne Sätze aus ihr immer wieder auf den Probenplan der Sing-Akademie setzte, es aber nicht wagte, sie öffentlich vorzutragen. Heute betrachtet es jeder ambitionierte Chor als einen Höhepunkt seines Repertoires, dieses überragende Werk der Musikgeschichte zu präsentieren, so auch der Karl-Forster-Chor Berlin. Es gibt viele Menschen, für die es ein unerlässliches, immer wieder erhebendes Ereignis ist, die Hohe Messe in h-Moll von Bach zu hören. Hier ist wieder eine gute Gelegenheit.
In Kooperation mit opus vocale.
Solisten & Solistinnen:
- Lucy De Butts, Sopran
- Anneka Ulmer, Alt
- Laurin Oppermann, Tenor
- Christian Wagner, Bass