Coronation
Vielleicht gelingt es, den negativen Beigeschmack, den das Wort Corona als Bezeichnung für ein gekröntes Virus verbreitet hat, wieder loszuwerden, indem man Musiken hört, die das ehemals positive Ereignis einer Coronation, der Krönung von als begnadet empfundenen Häuptern zum Klingen bringen. Händel durfte als frisch ernannter englischer Staatsbürger 1727 die Krönungszeremonie für Georg II. musikalisch gestalten in Form von vier Anthems, die an bestimmte liturgische Stationen der britischen Krönungszeremonie gebunden waren. Mit der Zadok-Hymne schuf er ein effektvolles Stück, das in heutigen konzertanten Aufführungen der Anthems den Eingang bildet, weil in ihm der Chor als besonders monumental eingesetztes Mittel den erbaulichen Charakter dieser Musik hervorkehrt und in den weiteren Verlauf (Anerkennung, Inthronisation und Verherrlichung der Königin) einstimmt. Es wird seitdem bei jeder englische Krönung gespielt und ist, wie auch die anderen Anthems, wegen seiner Feierlichkeit und Innigkeit berühmt und beliebt. Ebenso wie die Musik, die Händel 22 Jahre später unter dem gleichen König für ein zur Feier des Aachener Friedens veranstaltetes Königliches Feuerwerk schrieb, einer Orchestersuite, in der besonders die Blasinstrumente effektvoll prunken können.
Ungefähr ein halbes Jahrhundert später nach diesen Londoner Ereignissen komponierte der mit Mozart befreundete Hofkomponist Antonio Salieri in Wien für den letzten römischen Kaiser deutscher Nation, Franz II., ein prunkvolles Te Deum für dessen Krönungszeremonie im Jahr 1792, die Mozart nicht mehr erlebte. Mozart hatte noch in Salzburg eine Missa solemnis in C-Dur komponiert, die nicht für eine bestimmte Krönung gedacht war (insofern ihren Namen Krönungsmesse zu Unrecht trägt), aber in ihrem Charakter so festlich und würdevoll ist, dass sie jederzeit für eine habsburgische Krönungszeremonie hätte verwendet werden können. Mozart hat mit ihr seine zahlreichen Salzburger Messkompositionen selbst gekrönt.